Wisent im Neandertal
© Justus Siebert
Der Wisent (Bos bonasus) ist eine heimische Wildrindart, die
bis ins Mittelalter – bis zu seiner Ausrottung durch den Menschen - in Mitteleuropa
vorkam. In den 1920er Jahren war der globale Bestand auf 12 Tiere in Zoos
zusammengeschrumpft. Von diesen stammen alle heute etwa 3 000 lebenden Wisente
ab, sodass die genetische Verarmung eine nach wie vor große Bedrohung für die
Art darstellt. Die Wiederansiedlung und damit die Populationsentwicklung unter
natürlichen Bedingungen ist ein wesentlicher Schlüssel, um die Art überhaupt
bewahren zu können.
Seit 1940 sind in verschiedenen europäischen Staaten
Nachfahren dieser Zootiere wieder aus gewildert worden. Populär sind heute die
Wisentpopulationen im polnischen Bialowieza und im ukrainischen Tschernobyl.
Die erste deutsche Wiederansiedlung fand in 2013 im nordrhein-westfälischen
Kreis Siegen-Wittgenstein statt. Leider wird dieses eigentlich erfolgreiche
Pilot-Projekt durch Klagen benachbarter Waldbesitzer systematisch behindert.
In verschiedenen Regionen Deutschlands werden derzeit Wiederansiedlungen
des Wisents diskutiert. Der WWF hatte mit einer im November 2017 publizierten
Studie 10 Gebiete vorgeschlagen, die eine besondere Eignung aufweisen. Dabei
handelt es sich überwiegend um großflächige Nationalparks außerhalb von NRW,
u.a. Harz und Schwarzwald. Das Projekt Wisent-Welt Wittgenstein zeigt aber,
dass es darüber hinaus noch weitere geeignete Gebiete geben kann. Wichtig ist
nur, dass all diese Gebiete langfristig über Biotopverbünde
mit einander vernetzt werden können.
Wisente fristen bisher v.a. in Zoos und Wildparks ein nicht artgerechtes Dasein
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Für Nordrhein-Westfalen wurden durch den BUND in 2012 die Naturerbefläche
„
Münsterländer Heidemoore“ vorgeschlagen und die Idee durch örtliche
Biostationen aufgegriffen. Aber auch Wahner Heide-Königsforst könnten aus Sicht des Bündnis Heideterrasse eine
Eignung aufweisen. Es handelt sich um einen Schutzgebietskomplex, der um einige
1000 ha größer ist als das Wittgensteiner und das Münsterländer Gebiet,
insgesamt etwa 6 500 ha. Verglichen mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein ist das Konfliktpotenzial mit privaten Landbesitzern hier geringer, da sich das Gebiet vollständig in
öffentlicher Hand befindet und kaum private land- und forstwirtschaftliche Betriebe direkt angrenzen. Die Autobahnen, die Wahner Heide und Königsforst tangieren bzw. zerschneiden, sind bereits heute weitgehend ausgezäunt. Lediglich im Falle von mehreren Landes- und Kreisstraßen müssten z.B. durch Geschwindigkeitsanpassungen zusätzliche Vorkehrungen getroffen werden. Die Erfahrung aus Wittgenstein zeigt zudem, dass auch die
Erholungsnutzung der beiden Schutzgebiete nicht gefährdet werden würde. Hier
sind lediglich Verhaltensregeln zu vermitteln, die aber im Wesentlichen bereits Teil der
Schutzgebietsgebote sind, u.a. das Anleinen von Hunden und die ausschließliche
Nutzung ausgewiesener Wanderwege.
In der Wahner Heide finden seit Jahrzehnten unterschiedliche Beweidungsprojekte mit Nutztieren wie Wasserbüffeln, Hausrindern, Eseln, Schafen, Ziegen und Ponys statt. Diese werden aber nur gezielt in Offenlandhabitaten eingesetzt, mittlerweile überwiegend auf eingezäunten Großkoppeln. Die Wiedereinführung einer wild lebenden, ursprünglich heimischen Paarhuferart würde aus naturschutzfachlicher Sicht eine wesentliche Bereicherung und sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden Beweidungsprojekten darstellen, auch da hiermit weitaus mehr Naturschutzgebietsfläche einbezogen werden könnte.
Das Bündnis Heideterrasse will im ersten Schritt Expertise von erfahrenen Fachleuten einholen und im Dialog mit den Flächeneigentümern für die Idee der Wiederansiedlung des Wisents werben.