1) Die Zuchtformen der Karpfen (Cyprinus carpio) im Scheuerteich sind durch Angler eingesetzt worden. Sie kommen hier von Natur aus nicht vor und sind auch kein Schutzgegenstand. Es ist natürlich, dass beim Austrocknen von Stillgewässern Fische verenden, erst recht solche, die es hier von Natur aus gar nicht gäbe. Das ist für das einzelne Tier tragisch, aber Teil unserer natürlichen Kreisläufe, die Fische werden zur Nahrungsgrundlage für viele andere Organismen.
2) Der Grund dafür, dass der untere Scheuerteich als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden war, waren v.a. hochgradig gefährdete Pflanzengesellschaften, welche die natürlich wechselnden Wasserstände und damit das periodische Austrocknen von Stillgewässern benötigen. Denn alle natürlichen und naturnahen Gewässer haben solche dynamischen Wasserstandsschwankungen. Diese seltenen Pflanzengesellschaften fanden am unteren Scheuerteich eines ihrer letzten Rückzugsgebiete in der Region.
Der Botaniker Sebastian Schmidtlein hat dies im berühmten "gelben" Wahner-Heide-Buch von 1989 beschrieben. Dazu zählten Flutender Sellerie (Heloscadium inundatum) und das Froschkraut (Luronium natans), die E. Sauer Anfang der 1950iger Jahre teilweise noch in Massenbeständen vorgefunden hatte. "Sie starben hier größtenteils nach Ausbleiben der ehemals mehrere Meter betragenden Wasserspiegelschwankungen aus. Seit dem Beginn der Nutzung für den Angelsport wurde der Wasserspiegel ständig hochgehalten. Außerdem ergab sich...durch die Angelnutzung eine zunehmende Nährstoffbelastung." (Schmidtlein 1989). Er berichtete noch von Resten der so genannten Strandlingsgesellschaften mit der Nadelsimse (Eleocharis acicularis) und dem Strandling (Littorella uniflora). Selbst diese scheinen inzwischen aus den genannten Gründen ausgestorben zu sein. Dennoch blüht auf dem trocken gefallenen Teichboden für jeden sichtbar die bunte Vielfalt auf. Die violett blühenden Acker-Minze (Mentha arvensis) und Blutweiderich (Lythrum salicaria) und die gelb blühenden Sumpf-Ruhrkraut (Gnaphalium uliginosum) und Wilde Sumpfkresse (Rorippa sylvatica) sind keine seltenen Arten der Strandlingsgesellschaften, aber sie erhöhen die biologische Vielfalt enorm. Und bei naturschutzgerichtetem Management, zu welcher die Aufgabe der Vorhaltung eines permanent hohen Wasserspiegels und jeglicher Angelnutzung mit Einsatz irgendwelcher Fischarten gehören, können vielleicht einige der verschollenen Arten wieder auftauchen.3) Ohne das periodische Austrocknen des unteren Scheuerteichs würde dieser viel schneller verlanden. Denn bei permanentem Wasserstand sammeln sich organische Substanzen auf dem Teichboden an. Der sich ansammelnde Schlamm führt nach und nach zu einer Anhebung des Teichbodens und damit zur Ansiedlung von Gehölzen, welche die Verlandung noch beschleunigen. Fällt der Teichboden aber trocken, können in dieser Phase organische Substanzen z.B. durch Bakterien mineralisiert und Biomasse abgebaut werden. Das Verlanden kann auch schön und wertvoll sein, wie man am verlandeten mittleren Scheuerteich, der im Naturschutzgebiet östlich an den unteren anschließt und heute bewaldet ist, erkennen kann. Aber es gibt dann eben kein Stillgewässer mehr.
4) Das Gewässer ist u.a. mit PFT (perfluorierte Tenside) belastet, damit auch die dort vorkommenden Fische. Daher können die kontaminierten Fische auch nicht in weniger belastete Gewässer eingebracht werden. Grund für die Belastung sind v.a. 60 Jahre Flughafenbetrieb. Denn diese synthetischen Verbindungen wurden über Jahrzehnte hinweg in Luftverkehr und in Löschwassern eingesetzt. Der nach dem Zweiten Weltkrieg mitten im seit 1931 bestehenden Naturschutzgebiet Wahner Heide gebaute Flughafen Köln-Bonn ist also auch hier eine Altlast.
5) Eine Altlast ist der Flughafen Köln-Bonn aber z.B. auch naturschutzpolitisch. Selbst die in den letzten 5 Jahren signifikant gesunkenen Niederschläge im Sommerhalbjahr, Folge eines hemmungslosen Verbrauchs fossiler Brennstoffe auch der Deutschen und der Porzer, könnten problemlos kompensiert werden, wenn die Restmoore der Wahner Heide endlich einmal wiedervernässt werden würden. Es rauscht das ganze Jahr über immer noch viel zu viel Wasser von der Heideterrasse runter in den Kanal, weil die massiven Entwässerungsmaßnahmen der Preußen und v.a. der Nationalsozialisten nie zurückgebaut worden sind. In der Wahner Heide gibt es Kohlenstoff- und Methansenken in der Größenordnung von 500 ha, die nicht nur für die biologische Vielfalt, sondern auch für den Klimaschutz von entscheidender Bedeutung sind. Die funktionieren aber nur, wenn man die Gräben wieder schließt und die künstliche Eintiefung des Scheuerbachs rückgängig macht und damit Wasser zurück hält, das dann das ganze Jahr über (wenig aber dafür stetig) über den Scheuerbach natürlich in Richtung Rhein abfließt. Leider sind aber die meisten Moor-Flächen durch den Flughafen besetzt: Im Rahmen eines öffentlich-rechtlichen Vertrags hatte die Bundesrepublik als Eigentümerin dem Flughafen einen Großteil der Moore als Kompensationsflächen zur Verfügung gestellt. Die Renaturierung der Moore gibt es aber nur, wenn der Flughafen maximal ausgebaut wird. Das will absehbar niemand, weil es nicht wirtschaftlich ist und keinen Bedarf gibt. V.a. wäre es eine Katastrophe für die Wahner Heide, weil dann mit dem Entenbachgebiet eines der wichtigsten Moorgebiete in der Wahner Heide, das auch für die Versorgung des Scheuerbachs entscheidend ist, versiegelt werden würde. D.h. es ist auch für den Fall des unteren Scheuerteichs entscheidend, dass es a) keinen weiteren Flughafenausbau gibt und b) das Vorrecht des Flughafens auf die Renaturierung der Wahner Heide-Moore ausgesetzt wird.