27.07.2022: Die PWA ist fast komplett ausgetrocknet
© Justus Siebert
Letzten Freitag, 29. Juli 2022: Die ehemalige Panzerwaschanlage (PWA) am Parkplatz gegenüber vom ehemaligen Camp Altenrath / Wahner Heide stand kurz vor dem Austrocknen. Nur noch ein minimaler Wasserspiegel, verkrautet mit Unterwasserpflanzen, u.a. Armleuchteralgen, war in der diesjährigen sommerlichen Hitzewelle mit kaum Niederschlag übrig geblieben. Und ohne Aussicht von nennenswertem Regen in den nächsten Tagen wäre auch dieser Rest ausgetrocknet. Wäre, wenn nicht die Feuerwehr von Altenrath in Absprache mit dem Bundesforst (als Eigentümer) und dem Bündnis Heideterrasse (wir, als Betreuer) frisches Wasser hinein gepumpt hätte.
29.07.2022: Kurz nach dem Feuerwehr-Einsatz: noch etwas trübe, aber wieder genug Wasser zum Abtauchen
© Justus Siebert
Damit ist der PWA und ihren Bewohnern jenes Schicksal erspart geblieben, was so viele Gewässer in der Region bereits ereilt hat oder noch ereilen wird. Ein von (Porzer) Bürgern und in den Medien intensiv beobachtetes und diskutiertes Beispiel hierfür ist der Scheuermühlenteich in Köln-Porz-Lind, welcher so gut wie ausgetrocknet ist, medial ging es vor allem um die Fische, welche letztendlich aufgrund ihrer PFT-Belastung als Sondermüll entsorgt, also nicht für eine Umsiedlung entnommen wurden. Die etwas „humanere“ Alternative zum Erstickungstod. Für die Fische und ihre besten Freunde (Angler) bitter, für den Scheuermühlenteich aber durchaus auch ein ökologischer Segen, wendet man den Blick von den Fischen mal ab zu allen anderem, z.B. der Botanik. Hier gibt es zahlreiche Pionier-Arten, die auf ausgetrocknete flache und besonnte Uferzonen angewiesen sind, wie es sie erst jetzt wieder gibt. Es ist schon etwas länger her, aber das war auch vor Jahrzehnten schon mal so, als Fische bzw. Angeln noch nicht im Fokus standen, vielleicht kommen wir da mit diesem Sommer wieder hin. Aber oh, etwas verrannt,
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Zurück vom Scheuermühlenteich zur Panzerwaschanlage
…die Panzerwaschanlage: hier sind Fische kein Thema, zum Glück, natürlicherweise würden in einem solch kleinen Gewässer auch keine Fische vorkommen. Und würden durch das Wegfressen von Molch- und Froschlarven deren Bestand akut gefährden. „Natürlicherweise“ ist hier zugegebenermaßen erklärungsbedürftig, denn eine Betonwanne mit steilen Uferkanten ist natürlich alles andere als natürlich. Die PWA ist aber ein gutes Beispiel dafür, wie sich aus einem menschengemachten „Ding“, welches für ganz andere Zwecke, militärische, gebaut wurde, ein artenreiches Feuchtbiotop entwickeln kann. Teichfrösche und Teichmolche hat es in den Tümpeln der Wahner Heide immer schon gegeben, in größeren und kleineren. Doch im Zuge des Klimawandels und den geringeren Niederschlagsmengen in den letzten Jahren trocknen gerade die kleineren Tümpel schneller aus als bisher, oft zu schnell für Kaulquappen und Molchlarven. Sie verenden. Aber auch die ausgewachsenen Frösche und Molche geraten in Stress, wenn sie über einen längeren Zeitraum keine Wasserfläche, oder zumindest feuchtes Plätzchen mehr finden. Da ist so eine Betonwanne, wo das Wasser nicht versickern kann und sich somit länger hält, der Ort der Wahl. Die nächste Wasserfläche ist die Tongrube, inzwischen von Wasserbüffeln als Badesee in Beschlag genommen, für einen Molch allerdings eine sehr lange Strecke durch trockene Heide.
Temporärgewässer: Austrocknen ist wichtig, aber nicht für alle
29.07.2022: wenige Stunden nach der Wasserzufuhr: ein Teichfrosch kann wieder schwimmen
© Justus Siebert
Nochmal kurz zum Thema Temporärgewässer: wie der Name schon verrät, trocknen diese im Sommer regelmäßig aus, führen nur temporär Wasser. In der Wahner Heide gab es schon immer viele dieser meist kleinen Tümpel und Pfützen, und gerade deswegen werden sie von vielen Amphibien, z.B. Kreuzkröten, aber auch Feenkrebsen aufgesucht. Andere Arten, wie die bereits erwähnten Teichfrösche, leben ganzjährig am Wasser, für sie bedeutet Austrocknen Stress. Und auch viele Libellenlarven brauchen Gewässer mit durchgängigem Wasserstand, da ihre Entwicklung im Wasser je nach Art über mehrere Jahre geht. Für diese, und auch viele Andere, war deshalb das Nachfüllen der PWA letzten Freitag die Rettung vor dem Trockentod, in ihrem Namen von uns als Bündnis Heideterrasse: Danke an die Feuerwehr Altenrath!
Vorschau Herbst 2022: Biotoppflege PWA
Was für die Frösche und die Artenvielfalt in der PWA außerdem bedrohlich ist: Das Zuwachsen durch dominante Pflanzenraten, derzeit: Rohrkolben. Zwar eine einheimische markante Art, die aber schnell einen dichten Bestand bilden und alles andere beschatten und verdrängen kann, gerade an einem solch kleinen Gewässer. Im letzten Herbst hatten wir bei einem Naturschutz-Einsatz vor allem den Rohrkolben-Bestand deshalb stark ausgedünnt, er hätte sehr wahrscheinlich auch ohne den Feuerwehreinsatz überlebt, da gehen wir diesen Herbst wieder ran, wenn die Entwicklungsphase der meisten PWA-Nachwüchsler abgeschlossen ist und der Schaden durch den Eingriff für die Bewohner am geringsten ist. Und nächstes Jahr schauen wir dann wieder, wie sich alles über Frühjahr und Sommer entwickelt, und machen dann was zu machen ist.
Update 12.08.2022
Dank an die Feuerwehr-Löschgruppe Altenrath
© Justus Siebert
Innerhalb von 10 Tagen nach dem Auffüllen war das Wasser während der anhaltenden Hitzewelle fast komplett verdunstet. Die Feuerwehr Altenrath legte nochmal nach, letzten Mittwoch 10.08.2022 wurden nochmal 10.000 Liter Wasser in die PWA gepumpt. Das sollte reichen, denn für kommende Woche ist wettermäßig Entspannung angekündigt, weniger Hitze und vielleicht sogar Gewitterregen.