Lehmiger Rohboden, Standort für die Sandbinse
© Justus Siebert
Die Hasbacher Wiesen, die sich vom Busenberg am Waldrand bis zur Hasbacher Straße ziehen, sind noch bis vor einigen Jahren als Panzerpiste genutzt worden. Dementsprechend sahen sie auch aus: von den Panzerketten zerfurcht, die Vegetation nieder gewalzt, vor allem im nassen Frühjahr eine schlammige Wüste. Hört sich im ersten Moment schlimm an, war es aber gar nicht, denn bekanntlich lebt auch die Wüste. Gerade Pionierpflanzen brauchen solche zeitweiligen Verwüstungen, die auch durch Überschwemmung, Feuer oder Sturm entstanden sein könnten, um sich als Erste in dem diesen Lebensraum mit Entwicklungsstadium Null etablieren zu können.
Sandbinse (Juncus tenageia)
© Moritz Pechau
Zu diesen Pionierarten gehört auch die Sandbinse (Juncus tenageia), die offen-besonnte, feuchte Standorte braucht mit lehmigem möglichst kalkfreiem Untergrund. Zart gewachsen und nur wenige Zentimeter groß, kann sie nur gedeihen, so lange keine anderen Pflanzen ums sie herum Fuß (also Wurzel) gefasst und ihr das Sonnenlicht abgegraben haben. Solche Bedingungen gibt es inzwischen nur noch selten, deutschlandweit, weshalb sie auf der Roten Liste NRWs als stark gefährdet geführt wird.
Nach den Panzern kamen die Büffel
Seit die belgischen Streitkräfte 2004 die Wahner Heide verlassen haben, fahren keine Panzer mehr über die Hasbacher Wiesen, und das Landschaftsbild hat sich seitdem verändert: großflächigen Rohboden gibt es nicht mehr, es hat sich statt dessen eine fast geschlossene Vegetationsfläche gebildet, mit einer Vielfalt an Wiesenblumen, in dieser Phase des Sommers (Ende Juli 2016) dominiert die weißblütige Wilde Möhre. Aus den Schlammpfützen sind verkrautete Tümpel geworden. Für das menschliche Auge ein schönerer Anblick als die Schlammwüste, aber was ist mit der Sandbinse?
Hasbacher Wiesen, Ende Juli 2016: eine struktur- und artenreiche Vegetationsfläche
© Justus Siebert
Sie gibt es noch, oder wieder, denn noch etwas hat sich geändert: die Wiesen werden wieder (stärker) beweidet, zunächst mit Glanrindern, seit einigen Jahren aber auch mit Wasserbüffeln. Und die machen einiges anders, sie fressen nämlich Pflanzen, die ihre Glan-Vettern nicht fressen, z.B. Erlen, die sonst die offenen Feuchtstellen zuwachsen und beschatten würden, oder Binsen, welche die Randbereiche der Tümpel dominieren würden. Büffel fressen Binsen? Ja, aber lieber die große allgegenwärtige Flatterbinse als unsere zarte Sandbinse, die dadurch eine Chance erhält.
Von Büffeln und Binsen
Suhlende Wasserbüffel auf der Hasbacher Koppel
© Moritz Pechau
Also, die Flatterbinse wird durch die Büffel nicht ausgerottet, höchstens etwas zurück gedrängt, die Büffel machen aber noch was, was andere Huftiere so nicht machen: sie suhlen sich gerne in schlammigen Wasserlöchern, und wenn es die nicht gibt, graben sie diese mit ihren Hufen selbst aus, dort, wo schon Wasser steht, bis es für ein Büffelbad reicht. Auch im Uferbereich wird gewälzt und getrampelt, und wenn von den Büffeln an anderer Stelle ein neues Freibad eröffnet wird, kann an dem alten verlassenen die Sandbinse aufblühen. Da haben wir den Zusammenhang zwichen Binse und Büffel. Da es aber nur eine kleine Büffelherde gibt und diese auch nur in der futterreichen Sommerzeit auf einer der Hasbacher Koppeln steht, hält sich die Anzahl der Offenböden und damit das Lebensraum-Optimum für die Sandbinse in Grenzen. Die Binsenweisheit lautet daher: mehr Büffel, mehr (Sand-)Binsen. Ob die Büffelherde noch anwächst, und wie diese im Gelände eingesetzt wird, bleibt abzuwarten, es bleibt jedenfalls spannend, jedes Jahr wieder, wie sich die Hasbacher Wiesen entwickeln, vielleicht mit beobachtender Erklärung bei einem der Glanhof-Stallbesuche. Die Sandbinse ist übrigens nur eine der vielen kleinen Kostbarkeiten, die es in der Wahner Heide zu entdecken gibt, mal schauen, welche wir uns für den nächsten Beitrag raus pflücken...