24.10.2013, 23:11 Uhr

Grünbrücken verbinden Königsforst und Wahner Heide

Sie dienen der Vermeidung von Unfällen und der Wiedervernetzung von Flora und Fauna...

Von Silja Zimmermann und Michelle Zülich

Grünbrücke über A 3
Grünbrücke über A 3
© Infozentrum Wahner Heide
Laut Landesjagdverband kommen allein in NRW jedes Jahr 30.000 Wildunfälle vor - mit vielen Verletzten und einigen Toten. Das war einer der Gründe, warum im Rahmen des durch den Bundestag verabschiedeten Konjunkturprogramm II Maßnahmen zur Wiedervernetzung an bundeseigenen Straßen und Autobahnen vorgesehen waren.

Bündnis Heideterrasse, BUND und LNU nahmen dies im März 2009 zum Anlass, den zuständigen Behörden mögliche Grünbrückenstandorte im Gebiet der südlichen Bergischen Heideterrasse vorzuschlagen. Lesen Sie hierzu "Wiedervernetzung von Lebensräumen an bestehenden B-Straßen und BABs im Naturraum Bergische Heideterrasse" am Ende dieses Artikels.

Von den 4 hierin vorgeschlagenen Grünbrücken kommt zumindest eine zum Tragen: die Brücke über die A3 zwischen Königsforst und Wahner Heide. Dank der Initiative des Kölner Umweltamts, der professionellen Bauausführung durch den Landesbetrieb Straßen und der unbürokratischen Handhabung der vielen beteiligten Behörden konnte das Vorhaben in der gebotenen Eile in die Tat umgesetzt werden.

Rothirsche im Herfeld
Rothirsche im Herfeld
© Werner Funken
Neben der Vermeidung von Unfällen dienen Grünbrücken dazu, die Populationen von Tieren und Pflanzen wiederzuvernetzen, die durch Verkehrswege voneinander abgeschnitten worden sind. Dies ist wesentlich, da viele gefährdete Arten durch die Isolation ihrer Vorkommen dauerhaft bedroht bleiben: die vielfach zu geringe Größe der Lebensräume und die Verarmung des Genpools machen sie anfällig. Das gilt auch für die Bewohner von Königsforst und Wahner Heide, die seit dem Bau der A 3 1936/37 weitgehend voneinander getrennt sind. Gerade in einem großschutzgebietskomplex wie diesem kann eine Wiedervernetzung eine erhebliche Verbesserung erzielen. Hier gilt dies vor allem für solche Arten, die in beiden Gebieten vorkommen und in einem landesweit negativen Erhaltungszustand sind: Zauneidechse, Schlingnatter, Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte, Kammmolch oder Baummarder. Es gilt außerdem für viele Pflanzen- und Insektenarten. Und natürlich für große Paarhufer, allen voran für den Rothirsch.

Der Standort der Grünbrücke ist gut gewählt, da er an kein Wanderwegnetz angeschlossen ist. Denn die Grünbrücke ist ausschließlich für Flora und Fauna da. Die Erholungssuchenden haben in Höhe des Rennwegs bereits seit 1984 wieder eine eigene Brücke, die ein bequemes und direktes Überqueren der Autobahn ermöglicht.

Grünbrücke über L 284 während der Bauarbeiten im Februar
Grünbrücke über L 284 während der Bauarbeiten im Februar
© M. Zülich
Zusätzlich zu der Autobahn-Überquerung wurde eine zweite Grünbrücke über die LandesStraße 284 (Rösrather Strasse) hergestellt. Denn auch diese Strasse ist so stark befahren, dass sie eine erhebliche Barriere darstellt und es regelmäßig zu Unfällen kommt. Diese zweite Grünbrücke ist auf selber Höhe wie die Autobahn-Grünbrücke entstanden und stellt die Verlängerung und Ergänzung zu dieser dar. Sie musste zeitlich versetzt gebaut werden, weil sie anders finanziert werden musste. Doch für beide Grünbrücken gilt: die Verwendung der hierfür eingesetzten Mittel war ausschließlich an Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen gebunden.

Die Brücken sind fertig gebaut, aber noch nicht eröffnet. An der Bahnstrecke Köln - Gummersbach, die zwischen beiden Grünbrücken verläuft, sind noch Bauarbeiten fertig zustellen. Voraussichtlich im November können dann endlich Tiere ab Größe eines Fuchses die Brücke nutzen.