Das erste Flugzeug landete 1913 in der Wahner Heide. Doch bis zum Ausbau zum Zivilflughafens Ende der 1950iger waren diese militärischen Flugplatznutzungen eher von sporadischem Charakter und verursachten bei weitem nicht den Flächenverbrauch, den wir heute von Flughäfen kennen.
Das Flughafengelände gehört zu den wertvollsten Bereichen der Wahner Heide
© Infozentrum Wahner Heide
Die Royal Airforce war es, die in den Nachkriegsjahren 2 Landepisten in der Wahner Heide anlegte, aus welchen später die Kleine Parallelbahn und die Querwindbahn wurden. Die große Parallelbahn wurde erst Anfang der Sechziger in das seit 1931 bestehende Naturschutzgebiet hinein gebaut. Unter ominösen Umständen.
Am 3.1.1959 wurde eine Betriebsgenehmigung (auf eineinhalb Seiten !) lediglich für die Querwindbahn und Kleine Parallelbahn erteilt, und zwar nach Luftverkehrsgesetz von 1936. Am 16.3.1961 dann genehmigte der Landesverkehrsminister die große Parallelbahn in einer Länge von 3.800 m "in Ergänzung meines Erlasses ... vom 3.1.1959". Seit dem 10.1.59 war jedoch schon das neue Luftverkehrsgesetz in Kraft, das für die Erweiterung eines Flughafens ein Planfeststellungsverfahren, also Bürgerbeteiligung und Offenlage, zwingend vorsah. Dies wurde allerdings nie durchgeführt, weil man sich ja noch 1961 auf ein nicht mehr geltendes Recht aus dem Dritten Reich bezog!
Demonstration gegen Flughafenausbau 1993
© H.Sticht
Der Flughafen Köln/Bonn also ein verspätetes Bauwerk der Nazis? Noch heute gibt es auf dem Flughafen die Steinmann-Straße, benannt nach dem ersten Flughafen-Direktor, der schon unter Hitler Flugplatzanlagen bauen ließ. Bis heute ist kein Planfeststellungsverfahren für den Flughafen durchgeführt worden.
Der gelernte Jurist und ehemalige Oberbürgermeister Kölns, Landtagsmitglied und Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Burger sagte mal,
der Flughafen lebe von der Gnade seiner frühen Geburt. So kann man es auch nennen, wenn Seilschaften aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft demokratische Instrumente aushebeln und bestehendes Recht beugen.
Ausbau des Flughafens Ende der Neunziger, Nordallee, Parkhaus 2 und Parkhaus 3
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Und alles im Naturschutzgebiet. Erst 1968 hat man die Naturschutzgebietsgrenze um das neu entstandene Flughafengelände herum gelegt - bis auf 71 ha, die im Jahre 2004 wegfallen sollen.
Warum? Die internationale ökologische Bedeutung dieser Flächen ist fachlich unbestritten, sie gehören nach wie vor zum Wertvollsten, was die Wahner Heide zu bieten hat. Doch nach Auffassung einiger Juristen genoß der Flughafen seit seiner "Genehmigung" Bestandsschutz. 1968 hätte kein Quadratmeter des neu entstandenen Naturschutzgebiets unter Naturschutz gestellt werden dürfen!
Was für ein Irrsinn.
Der nächste erhebliche Ausbauschritt war der Bau des Terminals (Drive-In-Gebäude) 1966-1970 plus Autobahnzubringer.
Es folgten schrittweise (nach der sog. Salami-Taktik), in den 80igern mit ansteigendem Tempo Hangars und andere Gebäude des Frachtbereichs, Neubau von Rollbahnen, illegaler Parlplatzbau und Verlängerung der Querwindbahn.
Der erheblichste Ausbauschritt seit den 60igern vollzog sich 1998 - 2001 mit dem Bau von Terminal 2 plus Vorfeld, Parkhaus 2 und 3 sowie der Schienenanbindung.
Wo einst die Feldgrille rief...
© M.Bathen
Alle bisher genannten Maßnahmen (bis auf Schienen- und Straßenanbindung) fanden innerhalb des Flughafengeländes statt (980 ha, etwa ein Fünftel der Wahner Heide). Nur wie schon geschrieben ist es im Falle eines Eingriffs für Natur und Landschaft unerheblich, ob er in oder außerhalb des Flughafengeländes statt findet - es ist alles Wahner Heide, also ein international bedeutendes Naturschutzgebiet.