1817 übten preußische Truppen erstmals in der Wahner Heide.
1818 Aufkauf von 1 qkm zur Nutzung als Truppenübungsplatz.
1819 - 1918 schrittweise Erweiterung des Platzes auf 3700 ha. In diese Zeit fiel der Bau von Verkehrswegen, Dämmen, Entwässerungsgrabennetz. Aufgrund des Schießplatzbetriebes kam es stellenweise zu großen Zerstörungen. Auf der anderen Seite führte die Notwendigkeit zur Erhaltung freier Sicht dazu, dass die Wahner Heide großflächig baumfrei gehalten wurde und so Offenlandbiotope erhalten werden konnten.
1926 Besatzungszeit kanadischer (nur einen Monat), britischer (ein Jahr) und vor allem französischer Truppen. Da in der Zeit der französischen Besatzung keine Instandsetzungsarbeiten im Gelände durchgeführt wurden, regenerierten viele Flächen, die vorher stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
1926-1932 ist die Wahner Heide erstmals wieder ohne militärische Nutzung. Sie wird zum Erholungsgebiet und große Bereiche werden erstmalig unter Naturschutz gestellt (1931).
1933-1936 übernahm die "kasernierte Polizei" das Übungsgelände und setzte es wieder instand.
1936 -1945 zieht die deutsche Wehrmacht in die Wahner Heide ein. In dieser Zeit wurde der Übungsplatz auf 5200 ha ausgedehnt. Es ist auch die Zeit der intensivsten Beanspruchung des Geländes mit massiver Entwässerung.
1945-1950 Besatzung amerikanischer und britischer Truppen. Befestigung des Flugplatzes, zivile Mitbenutzung des Flugplatzes ab 1950.
1951-2004 Stationierung belgischer Truppen.
Bau u.a. von zwei Kasernen, Erweiterung und Befestigung von Straßen und Pisten. Wandel zum Panzerübungsgelände, in dessen Folge viele Offenlandbereiche bewaldeten, weil aus militärischen Gründen im Vergleich zu früher weniger Freiflächen benötigt wurden. Eine zweite und dritte Start- und Landebahn werden in den fünfziger und sechziger Jahren gebaut für den zivilen Ausbau des Flughafens. 980 ha Wahner Heide sind ab dann aus dem Truppenübungsplatz ausgegliedert.Am 18.2.2004 hat die belgische Armee die beiden genutzten Kasernen in der Wahner Heide endgültig verlassen. Heute nutzt die Bundeswehr von Zeit zu Zeit die südliche Wahner Heide (Scheuerbachsenke plus Aggeraue) zu Übungszwecken. Das betroffene Gebiet ist durch (zahlreiche) Hinweisschilder markiert. Außerhalb der Übungszeiten kann das Gebiet ebenso wie der Rest der Wahner Heide zu jederzeit betreten werden.
Betrachtet man rückblickend die militärische Nutzung, muss festgestellt werden, dass die Wahner Heide ihren verhältnismäßig großflächigen Erhalt der dauerhaften militärischen Präsenz verdankt. Den belgischen Streitkräften, die in den zurückliegenden 50 Jahren in der Wahner Heide stationiert waren, obliegt das Recht zur ausschließlichen Benutzung auf unbestimmte Zeit für die Dauer des militärischen Bedarfs. Einen ähnlichen ausschließlichen Nutzungsanspruch besaßen alle anderen militärischen Nutzer zuvor. Diese Aus- bzw. Eingrenzung anderer Nutzungsinteressen erwies sich als wirksamster Schutz für die Landschaft.
Die militärische Nutzung - an dieser Stelle soll die Nutzung der belgischen Streitkräfte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts betrachtet werden - hatte sehr negative wie auch positive Folgen für Natur und Landschaft.
Der Bau militärischer Anlagen wie v.a. der beiden Kasernen, der Munitionsdepots und der Verladerampe führte zu Versiegelungen unterschiedlichen Ausmaßes sowie vielfach auch zur Zerstörung schützenswerter Habitate mit gefährdeten Arten. Als verheerendes Beispiel sei hier die willkürlich erscheinende Verkippung des Hirzenbachweihers (Heideweiher mit überregional bedeutsamen Pflanzenbeständen) Anfang der siebziger Jahre genannt.
Auch die neu installierten sowie die von vorherigen Nutzern fortgeführten Entwässerungsmaßnahmen hatten extrem problematische Auswirkungen auf Feuchtbiotope, insbesondere auf Moortypen, Feuchtheiden und Brücher.
Bei dem Bau von Pisten kam es nicht nur zu Zerstörungen und Zerschneidungen wertvoller und gefährdeter Lebensräume, sondern auch zum Eintrag ortsfremden Materials. Dies bedeutete vielfach eine für die typische und gefährdete Vegetation negative Veränderung des Bodenchemismus.
Manöver mit schwerem Gerät, wie v.a. Panzern, führte in mehreren Landschaftsteilen (Panzerübungsgebiete wie z.B. Hühnerbruch) zur Einebnung von Binnendünen und zu Eutrophierungen - mit den negativen Folgen für die typische Vegetation.
Auf der anderen Seite wurden durch die Fahrzeugübungen immer wieder Rohböden freigelegt und damit Keimbetten und positive Konkurrenzsituationen für einige gefährdete Pflanzengesellschaften und Tierarten geschaffen. Es entstand ein kleinräumiger Wechsel unterschiedlicher Sukzessionsstadien, der einen großen Strukturreichtum bedingte. Auch wurde z.B. das Panzerübungsgebiet "Geisterbusch" entsprechend den militärischen Bedürfnissen baumfrei und -arm gestaltet und gehalten.
Die durch Panzerübungen in großer Vielzahl entstandenen "Panzertümpel", also kleine, vegetationsarme oder -lose Temporärgewässer, bildeten die Grundlage für typische und gefährdete Artengemeinschaften (z.B. die Krebsart branchipus schaefferi, die für NRW als ausgestorben galt). Aufgrund der Reduzierung der Übungen in den vergangenen Jahren ist bereits jetzt in einigen Teilbereichen eine rückläufige Bestandsentwicklung bei Pionierpflanzen offener Sand- und Schlammböden (z.B. illecebrum verticillatum) erkennbar.
Zwar kam es durch die jeweiligen militärischen Streitkräfte u.a. durch Entwässerungen, dem Bau von Straßen und Anlagen zu erheblichen Flächen- und Habitatverlusten. Andererseits aber verhinderte der Truppenübungsplatzstatus weitgehend die Ansiedlung bzw. Ausdehnung von Industrie, Gewerbe, Wohnungsbau und intensiver Forst- und Landwirtschaft, die zum fast vollständigen Verbrauch der restlichen Heidegebiete auf der rechtsrheinischen Mittelterrasse geführt hat. Eine Ausnahme bildet die zivile Flughafenansiedlung seit Ende der Fünfziger, die ja sogar durch die vorherige militärische Flugplatznutzung entscheidend begünstigt wurde. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Wahner Heide heute ohne militärische Nutzung deutlich kleinflächiger wäre.
Eine nach den Bedürfnissen der Streitkräfte angepasste Bewirtschaftung ist die vorrangige Aufgabe des Bundesforstamts, die eine Ertragsmaximierung nie zuließ. So wurden forstwirtschaftliche Maßnahmen zumindest in den Kernzonen der Landschaft verhindert bzw. stark erschwert, was sich überaus positiv auf die Struktur- und Artenvielfalt der Landschaft auswirkte. Eine Entwicklung wie bspw. im westlichen Königsforst, wo alle Heide- und Heidemoorflächen verschwunden sind, konnte nicht eintreten.
Die wasserwirtschaftliche Nutzung der Wasserwerke Leidenhausen und Rösrath konnte sich nur am äußersten Nordrand, der durch den militärischen Nutzer vergleichsweise wenig intensiv in Anspruch genommen wurde, ansiedeln. Und dies auch nur in dem Zeitraum (ab 1950), in welchem mit den belgischen Streitkräften noch keine feste Truppe in der Wahner Heide stationiert war. Insofern war nachfolgend auch keine Ausdehnung der Wasserwirtschaft mit ihren negativen Auswirkungen im Hinblick auf Versiegelung und evtl. Wasserabschöpfung möglich.
Die Landwirtschaft wurde in den vergangenen Jahrzehnten aus dem Truppenübungsplatz verdrängt, in die benachbarten Randzonen der Wahner Heide.
Die fehlende Fortführung heidewirtchaftlicher Maßnahmen hatte nachteilige Auswirkungen auf die Struktur- und Artenvielfalt der Landschaft. Ebenso nachteilig hätte es sich allerdings auf die Landschaft ausgewirkt, wenn die Landwirtschaft in der Wahner Heide im selben Maße intensiviert worden wäre wie im Umland.
Der Text basiert größtenteils auf "Bündnis Wahner Heide (2001): Gesamtkonzeption Wahner Heide"