24.10.2009, 00:22 Uhr

Heide

Die populäre, im August hell violett blühende Zwergstrauchheide mit Heidekraut...

Sandheide am Fliegenberg
Sandheide am Fliegenberg
© Holger Sticht
Für Heide gibt es verschiedene Definitionen, aber gemeinhin versteht man ja heute darunter die im Spätsommer hell violett blühende Sandheide mit dem Heidekraut (Calluna vulgaris). Sie entsteht auf trockenen, nährstoffarmen und sauren Sandböden, die durch verschiedene Faktoren immer wieder eine Rohbodenfreilegung erfahren haben: Feuer, Ackerbau, Beweidung etc.

In der Wahner Heide war die Schiffelwirtschaft typisch. Hierbei wurde - wie bei der Plaggenwirtschaft allgemein - die Vegetation samt Wurzelwerk aus der Fläche abgeschlagen ("Plagge heben"). Die Plaggen - vergleichbar mit Soden - wurden in der Fläche getrocknet, zu kleinen Haufen zusammengetragen und dann verbrannt. Die erkaltete Asche wurde dann als Dünger auf der Fläche verteilt.

Ziegen am Englischen Ginster im Geisterbusch
Ziegen am Englischen Ginster im Geisterbusch
© Holger Sticht
2 Jahre war eine lohnende Ernte einzufahren, dann wurde die Fläche sich selbst überlassen, bis das Heidekraut neu und in angemessener Größe gewachsen war. In diesem Zeitraum konnten auch Beweidungsmaßnahmen, meist mit Ziegen, Schafen oder Rindern stattfinden.

Entscheidend für das Heidekraut und die anderen Heidebewohner ist: der Humus und die Vegetation müssen zumindest alle paar Jahrzehnte entfernt werden. Denn das Heidekraut keimt nicht auf bewachsenen und von einer Humusschicht belegten Böden. Eine Verjüngung der bis zu 40 Jahre alt werdenden Heidekräuter gibt es also nur, wenn die Vegetationsentwicklung immer mal wieder auf null geschaltet wird.

Ende August am Becken 2
Ende August am Becken 2
© Holger Sticht
Im 19. Jahrhundert wurde die traditionelle Landwirtschaft immer mehr durch das Militär verdrängt. Aber auch die Nutzung als ArtillerieSchießplatz hatte Vorteile für die Heide: Detonationen legten Sand frei und führten häufig zu Flächenbränden.

Ob es solche großflächigen Heiden auch von Natur aus gab oder gäbe, wissen wir nicht. Offene Sandflächen und Binnendünen entstanden durch die Fliessgewässerdynamik und den Wind in natürlichen Flusssystemen wie Rhein oder Sieg jedes Jahr aufs Neue und wurden durch die Sandheide phasenweise besiedelt. Es ist denkbar, dass sie unter dem Weideeinfluss großer Tiere wie Wildpferd oder Auerochse längere Zeit Bestand hatten. Auf jeden Fall findet man natürliche Heiden auch heute noch auf Felsstandorten.

Heideblüte Anfang Mai beim Haarginster
Heideblüte Anfang Mai beim Haarginster
© Holger Sticht
Typische Arten sind in der Wahner und Dellbrücker Heide neben dem Heidekraut mehrere Ginsterarten: der ebenfalls populäre Besenginster (Cytisus scoparius) und die beiden viel kleineren Rote-Liste-Arten Englischer Ginster (Genista anglica) und Haarginster (Genista pilosa). Unscheinbarer ist ein kleinhorstiges Gras, der Haarschwingel (Festuca filiformis). Auch das Hasenbrot (Luzula campestris) oder die Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) findet man bisweilen.